Cachen am Mont-Saint-Michel und die Suche nach dem Heiligen Gral. Der größten Reliquie der Christenheit. Es ist der vielleicht berühmteste Mythos des Abendlandes. Die ersten Dichtungen zu diesem wundersamen Gefäß wurden im 12. und 13. Jahrhundert – u.a. im Rahmen der Artussage – verfasst, doch basieren sie vermutlich auf älteren mündlichen Überlieferungen. Die Dichtungen entstammten häufig den Federn von Zisterzienser- und Benediktinermönchen und viele der Erzählungen haben einen deutlichen Bezug zu den legendären Tempelrittern. Benediktinermönche lebten auch auf dem Mont-Saint-Michel. Es gibt Legenden die berichten, dass der Heilige Gral hier verborgen sein soll. Irgendwo tief im Inneren des Berges. In einem Labyrinth an Gängen und geheimen Räumen, die bis heute nicht vollständig erforscht sind.
Die Normandie und ihre allgegenwärtige Vergangenheit
Unsere Reise führt uns 900 Kilometer nach Westen an die Küste der Normandie. Wir passieren historische Gegenden mit riesigen Soldatenfriedhöfen an der Strecke, die von der bewegten Vergangenheit zweier ehemaliger Erzfeinde zeugen, deren Völker heute als Freunde gemeinsam in einem vereinten Europa leben. Nach etwa acht Stunden Fahrt liegt er dann vor uns. Der Mont-Saint-Michel. Ein beeindruckendes Bauwerk mit einer einzigartigen Anmutung von Eleganz und Stabilität, die ihn sogleich mächtig als auch harmonisch erscheinen lässt. Eine Silhouette, die ihn von allen anderen Inseln der Welt unterscheidet und bis 40 Kilometer weit sichtbar ist. Gekrönt durch die goldene Statue des Erzengels Michael auf seiner Kirchturmspitze. In sich trägt er die Spuren einer langen Geschichte, die ihn geprägt hat. Vielleicht auch den Heiligen Gral? Ganz sicher hütet er aber die Geheimnisse einer ganzen Handvoll Geocaches. Wir wollen ihm heute möglichst viele dieser Geheimnisse entlocken.
Cachen am Mont-Saint-Michel, einem faszinierenden Wunder der Baukunst
Direkt im Eingangsbereich der Klosterinsel liegt der Waypoint einer Ablesestation des Earthcaches Island or not island ? (GC2E34F). Die weiteren im Listing des EC geforderten Aufgaben konnten wir bereits von zuhause aus beantworten. Es dauert nicht lange und wir stehen vor einem kleinen Metallschild, das über die Aufnahme des Mont-Saint-Michel in die Liste des UNESCO-Weltkultutrerbes berichtet. Ihm können wir die Antwort auf die letzte noch offene Frage des EC entnehmen.
Nun wollen wir zur Abtei. Das faszinierende Bauwerk auf der Spitze der Klosterinsel das prägend ist für die unverwechselbare und weltbekannte Form des Mont-Saint-Michel. Kein architektonischer Masterplan lag dem Bau zugrunde. Die ineinander verschachtelte Baustrukturen sind über Jahrhunderte im Rahmen der wechselvollen Vergangenheit des Berges, durch Aufbau, Umbau und Neubau entstanden. Wir passieren ein Labyrinth aus Gassen und schmalen Passagen in dem mittelalterlich anmutenden Dorf an den Hängen des Klosters und stehen kurz darauf vor dem Eingang zur Abtei. Wir betreten das Kloster und verstummen bei der schlichten Erhabenheit des Gebäudes. Das Staunen setzt sich bei der weiteren Besichtigung fort. Auf der obersten Plattform der Kathedrale angekommen, eröffnet sich uns ein überragender Blick auf das Umland des Klosterbergs. Es herrscht gerade Niedrigwasser.
Hier oben auf der Plattform fordert der im Jahr 2018, im Zuge der Virtual Award Vergabe, veröffentlichte Virtual L’Abbaye du Mont Saint Michel (GC7B9TP) von uns ein Bild als Beweis unserer Anwesenheit. Dem kommen wir nach.
Die Suche nach dem Heiligen Gral
Vor uns steht die imposante Kathedrale. Wir betreten ihr Inneres. Ein schwindelerregender Lichthof ohne Skulpturen. Nur das strahlende Tageslicht, dass durch großzügige Fenster hineinströmt belebt das steinerne Gebäude. Wir gehen weiter und passieren den Kreuzgang der Abtei. Eine beeindruckende Galerie mit einer Doppelreihe schmaler Säulen die – anstatt nebeneinander – bzw. gegenüberliegend – versetzt aufgestellt sind und optisch so dreidimensionale, in die Tiefe gestaffelte überschneidende Bögen ergeben. Es geht hinunter in die Tiefen des Klosters von wo man in in geheimnisvolle Krypten mit mächtigen Pfeilern von 5 Metern Umfang und mehr gelangt, die den gesamten Kathedralbau zu halten scheinen. Hier irgendwo, weit in seinem Inneren, in den Tiefen des Berges des Mont-Saint-Michel soll er verborgen sein. Der Heilige Gral.
Wir gehen an unzähligen für Touristen verschlossenen kleinen Holztoren vorbei. Hinter ihnen liegen geheimnisvolle Korridore, die tief ins Herz des Bauwerks führen. Gleichzeitig passieren wir, mag man den Erzählungen glauben, genauso viele nicht sichtbare über die Jahrhunderte zugemauerte oder verschüttete, bekannte sowie noch unentdeckte Zugänge zu Geheimgängen, die in den Mauern der Abtei liegen. Ein Netz an alten Wegesystemen das im Mittelalter angelegt wurde. Bis heute haben die Forscher noch nicht alle Geheimgänge gefunden und erforscht. Diejenigen die freigelegt werden konnten, führen häufig ins Leere zu alten ehemaligen Gebäuden und Gebäudeteilen, die heute nicht mehr existieren. Im Weitern passieren wir den Kapitelsaal, das Refektorium und einen Raum, der zeitweise als Dormitorium gedient haben soll. Die Besichtigung der Abtei mündet in einem Klosterladen.
Den Heiligen Gral konnten wir bislang nicht finden. Jetzt wartet auf uns erstmal der Tradi Mont Saint Michel … For Ever (GC6TA78). Der Cache liegt etwas unterhalb des Klosters auf einer von Muggels wenig frequentierten Außenterrasse mit Blick auf das Dorf und das Meer. Vor Ort müssen wir, trotz Spoilerbild, ein wenig suchen. Dann jedoch steht einem erfolgreichen Log nichts mehr im Weg.
Cachen zwischen Ebbe und Flut
Auf der Rückseite des Mont-Saint-Michel soll es eine kleine Kapelle geben, die während Ebbe – so wie gerade jetzt – zu Fuß erreichbar ist. Vielleicht haben wir dort bei unserer Suche nach dem Heiligen Gral mehr Glück. Unweit der Kapelle soll auch der Tradi A l’ombre de la merveille (GC1C1A) versteckt sein. Wir machen uns auf den Weg und stehen schon bald vor einem weiten Felsenmeer, das durch das zurückweichende Wasser freigegeben wurde. Der natürliche Gezeitenwechsel in der Region um den Mont-Saint-Michel gilt als der heftigste in ganz Europa Zwei Mal täglich überspült das Meer den Felsen und gibt ihn wieder frei. Nach einem kurzen Fußweg über kleinere und größere Felsbrocken erreichen wir die gesuchte Kapelle. Ein wunderschöner kleiner Sakralbau. Die Tür ist leider verschlossen. Ob es eine unterirdische Verbindung zum Kloster gibt fragen wir uns.
Den Gral können wir auch hier nicht finden. Wir machen uns auf die Suche nach GC1C1A. Die Dose ist ein Urgestein des Geocaching und bereits seit dem Jahr 2001 aktiv. Schritt für Schritt führt uns unser GPS-Gerät näher an die Ziel-Koordinaten. Ein letzter kleiner Anstieg und die Dose liegt vor uns. Noch während dem Log hören wir Stimmen. Ein Blick aufs Meer und wir sehen eine Gruppe, die gerade eine geführte Wattwanderung unternimmt. Das Echo lässt sie viel näher vermuten, als sie es tatsächlich sind. Wir verstauen die Dose und beschließen den Rückweg ebenfalls über das Watt anzutreten.
Nach einigen Schritten dann passiert es! Plötzlich versinken wir fast bis zur Mitte des Unterschenkels in dem feuchten Sand. Es schießen uns sofort die Hinweistafeln vor das innere Auge, die wir bei unserer Ankunft in Mont-Saint-Michel gesehen haben und die vor Treibsand warnten. Wattwanderungen sollten nur mit einem ortskundigen Führer unternommen werden. Es braucht ein wenig Kraftanstrengung um uns zu befreien und wieder auf das feste Watt zu gelangen.
Bald darauf erreichen wir das Eingangstor zum Mont-Saint-Michel. Da wir morgen auf die Kanalinseln übersetzen wollen, müssen wir die Klosterinsel nun verlassen und zu unserem Hotel nach Saint Malo fahren. Den Heiligen Gral konnten wir nicht finden. Dafür haben wir alle Geocaching-Geheimnisse des Berges enthüllt, ein beeindruckendes Bauwerk kennengelernt, eine nicht geplante Wattwanderung unternommen und einen faszinierenden Gezeitenwechsel erlebt.
Ein letzter Blick zurück. Hinter uns gleitet der Mont-Saint-Michel hinweg in den Nebel und wirkt, als entschwinde er immer weiter aus der wirklichen Welt. Ganz so wie Avalon in der Gralsgeschichte der Artus-Sage.
Hinweise für Euren Trip
Wenn Ihr mit dem Auto anreist, könnt Ihr ganz bequem auf dem Touristenparkplatz des Mont-Saint-Michel parken. Die Fahrt mit dem privaten Auto bis direkt vor die Insel ist nicht möglich. Vom Parkplatz fahren in engen zeitlichen Abständen kostenlose Shuttlebusse, die Euch zum Mont-Saint-Michel bringen. Alternativ lässt sich die Strecke auch gut zu Fuß laufen (etwa 3 Kilometer einfacher Weg). Ein Parkticket bis zu zwei Stunden kostet 6,30 Euro. Allerdings ist das recht knapp, um die Klosterinsel in Ruhe und gemütlich zu erkunden. Für 11,70 Euro könnt Ihr Euer Cachemobil bis zu 24 Stunden stehen lassen. (Stand jeweils 31.05.2018) Auf dem Parkplatz liegt noch ein handwerklich sehr gut gemachter Tradi Pause géomobile au Mont …(GC5YEEB), den wir euch ans Herz legen können.
Heißer Tipp! In der Hauptsaison kann es auf Mont-Saint-Michel sehr voll werden. Er ist eine der am meisten besuchten Attraktionen Frankreichs. Wir empfehlen Euch Euren Besuch nach 16:00 Uhr wochentags zu planen. Dann ist die Masse der Touristen (vor allem auch die Reisebusse) wieder abgereist. Wir sind nach 16:00 Uhr angekommen und hatten die Insel irgendwann fast für uns alleine.
Weitere Informationen erhaltet Ihr auf der Homepage der Touristeninformation des Mont-Saint-Michel, die auch auf deutsch verfügbar ist
Vor Ort sind Hotels verfügbar. Wir selbst haben jedoch im etwa 50 Kilometer entfernten Küstenstädtchen Saint Malo übernachtet, um von dort aus am nächsten Tag die Fähre nach Guernsey zu nehmen. Die Altstadt von Saint Malo ist wunderschön. Es bietet sich an vor Ort zum Cachen die Saint Malo-Runde zu absolvieren, die Euch einmal rund um die alte Stadtmauer führt.
Übernachtet haben wir im Hotel Porte St. Pierre. Ein einfaches aber sauberes und günstiges Hotel mit einem ordentlichen Frühstück aus der eigenen Brasserie, das wir guten Gewissens weiterempfehlen können.